Fertigstellung: 2009
Planung: Hochbau, Einbaumöbel, Freianlagen
Beauftragung: LP 1-8 _ Realisierung im Rahmen des Konjunkturpakets Schule
Team: Alexandra Bub, Martin Gerhardt_Bauleitung
Loheland, als älteste anthroposophische Dorfeinrichtung, ist geprägt von charaktervollen Einzelarchitekturen, welche Zeugen Ihrer Zeit und der geistigen Gesinnung sind. Vor diesem Hintergrund stellt der Entwurf des Gebäudes für Spiel und Bewegung eine besondere Bauaufgabe dar. Die Architekten haben sich mit den Leitbildern von damals und heute auseinandergesetzt.
Ziel ist die Gestaltung eines zeitgemäßen und einladenden Gebäudes, welches sich selbstverständlich und natürlich in die bestehende Siedlung einfügt und die Nutzung „Spiel und Bewegung“ zeitgemäß zum Ausdruck bringt.
Bewegung ist ein Grundpfeiler der anthroposophischen Pädagogik. Wie kann Architektur Bewegung zum Ausdruck bringen? Architektur ist grundsätzlich statisch, es ist der Mensch, der sich im Raum bewegt. Die geschwungenen Formen der Architektur unterstützen fließende Bewegungen im Gebäude und um das Gebäude herum und stellen diese nach außen und innen ablesbar dar. Die Bewegung im Gebäude ist rhythmisch: jedem Raum ist eine niedrigere Vorzone zugeordnet – der Nutzer „taucht“ in die hellen und jeweils farblich differenzierten Räume ein.
Das Gebäude selbst formt und initiiert mit seiner doppelten Nierenform die neue Mitte Lohelands, den Dorfplatz, in der bis dahin eher ungerichteten Streusiedlung. Das einladende Foyer gibt den Blick in die Ferne frei. Gestalterische Impulse gehen von dem Gebäude auf das Umfeld aus, der Platz selbst wird zur bespielten Fläche. Roh beschnittene Eichepfähle führen die vertikale Struktur der Fassade auf dem Platz weiter, wirken Raum bildend und sollen im Rahmen von Kunstprojekten von Schülern bearbeitet werden. Das Gebäude ist geschickt in das abfallende Gelände integriert und formt einen weiteren, introvertierten Vorbereich auf der Nordseite. Das Sockelgeschoss mit Eurythmie- und Seminarräumen wirkt geschützter, erdhafter.
Die Detail- und Materialgestaltung beschränkt sich auf einfache Konstruktionen und wenige, möglichst natürliche Oberflächen. Das Gebäude soll nicht ablenken, sondern die Schüler und Lehrer darin unterstützen, sich selbst und Ihr Umfeld in Bewegung und Spiel bewusst wahrzunehmen.
Gemeinsam mit dem Akustiker Andre Lappert wurde ein akustisches Konzept für die einzelnen Räumen erarbeitet. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Eurythmieraum gewidmet: Die Klaviernische wird abgesenkt und plastisch ausgeformt, um den Klang optimal in den Raum zu befördern. Weiterhin wird der Aufbau des Schwingbodens auf die Akustik abgestimmt. Die Wände werden schräg gestellt und mit einem Akustikputz versehen.
Die schwedische Malerin Merete Loeveli hat für das Gebäude ein Farbkonzept entwickelt und umgesetzt.