Publikumspreis der Zeitschrift HÄUSER _ 2013
HÄUSER AWARD 2013 _ Projektauswahl
LP 1-8
Das stattliche Fachhallenhaus von 1875 liegt inmitten des heute von Stadtvillen geprägten Stadtteiles Othmarschen und zeugt von der ehemals dörflichen Vergangenheit des Viertels. Der Gebäudetypus mit einer Giebelbreite von 15 und einer Firsthöhe von 12 Metern zeichnet sich durch eine eingeschossige Bauweise mit einem imposanten, großräumigen Satteldach aus. Durch einen Brand in den 70-er Jahren wurde das Haus bis auf die massiven Außenmauern zerstört. Die innere Holzkonstruktion wurde formal und konstruktiv unbefriedigend wiederaufgebaut. Nach dem Eigentümerwechsel im Jahre 2010 stand eine Kernsanierung nach aktuellen energetischen Standards und der Ausbau des Daches an.
Ziel war, neben der Schaffung von Wohnraum für eine 4-köpfige Familie mit Architekturbüro, die Wiederherstellung des ursprünglich repräsentativen Erscheinungsbildes der stolzen Hofanlage mit für seine Zeit typischen Konstruktionen.
Der ehemalige Stall und Scheunenteil bietet heute ebenerdig einen loftartigen Wohnbereich für Kochen, Essen und Wohnen. Das ehemalige Scheunentor wurde verglast und stellt den Hauptbezug nach außen dar. Ein großzügiger Durchbruch in der zentralen Dielendecke schafft einen 2-geschossigen, symmetrischen Galerieraum, welcher der Belichtung des Erdgeschosses, sowie der offenen Erschließung des 3-geschossigen Dachraumes dient. Das erste Dachgeschoss beherbergt Räume für die Kinder, sowie einen Spielbereich mit Blickbezug zum Wohnraum. Räume für Büronutzung befinden sich im 2.OG. Der Spitzboden im dritten Dachgeschoss, mit Blick in den Himmel über denkmalgeschützte Eichenkronen, ist Rückzugsort der Eltern.
Nennenswerte Maßnahmen der Sanierung sind die Erneuerung der Holzdecken: 8 cm starke Holzdielen spannen als Massivholzdecke frei zwischen den Konstruktionsrastern. Symmetrien und Kopfbänder sind wieder wiederhergestellt. Um das Sichtmauerwerk in der Außenfassade zu erhalten, kommt eine kapillaraktive Innendämmung zur Ausführung. Diese erfüllt, neben den weiteren Materialien wie Zellulosedämmung und offenporigen Dielenoberflächen, baubiologische Standards. In Anlehnung an die ehemalige Stallnutzung werden die Öffnungen im EG mit filigranen Stahlfenster verglast. Typisch norddeutsche, nach außen öffnende Holzfenster, zieren den Giebel .
Die Räume wirken durch die Reduktion auf wenige, natürliche Materialien schlicht und großzügig, gleichzeitig warm und einladend. Notwendige Eingriffe zur Umnutzung und Erschließung, wie z.B. die zentrale Stahltreppe, sind als Skulptur ablesbar modern gestaltet. Sie stehen im Kontrast zu den ansonsten dominierenden hellen Tönen.
www.german-architects.com/de/projects/38879_Fachhallenhaus_Hamburg